Wie viel Zeit kostet ein eigener Online-Shop wirklich?

Der Gedanke, einen eigenen Online-Shop zu gründen, klingt für viele verlockend. Flexibilität, Unabhängigkeit und im besten Fall ein gut laufendes Business – das sind die großen Versprechungen des E-Commerce. Doch bevor der erste Verkauf eingeht, müssen zahlreiche Aufgaben erledigt werden. Und genau hier kommt eine zentrale Frage auf: Wie viel Zeit kostet ein eigener Online-Shop tatsächlich?
Die Antwort ist nicht ganz so einfach. Denn es hängt von vielen Faktoren ab: dem gewählten Shopsystem, dem Produktsortiment, deinem technischen Know-how und vor allem deiner Bereitschaft, Zeit zu investieren. Zeitaufwand Online-Shop – das ist ein Thema, mit dem sich jeder ernsthaft auseinandersetzen sollte, der den Schritt in den digitalen Handel wagt.
In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf eine kleine Reise und zeigen dir, welche zeitlichen Aufwände typischerweise bei der Erstellung und Führung eines Online-Shops auf dich zukommen. Spoiler: Es ist etwas mehr als „schnell mal was online stellen“.
Die erste Phase – Planung und Vorbereitung
Bevor du überhaupt deine erste Seite gestaltest oder ein Produkt einpflegst, beginnt alles mit einer gewissenhaften Planung. Auch wenn’s vielleicht langweilig klingt: Diese Phase ist extrem wichtig. Denn sie spart dir später viel Zeit und Nerven.
Hierzu gehört zum Beispiel die Entscheidung für ein Shopsystem (Shopify, WooCommerce, Shopware oder doch lieber ein Baukastensystem?). Jedes System bringt eigene Anforderungen mit sich – und beeinflusst maßgeblich den Zeitaufwand. Auch das Produktsortiment will durchdacht sein: Was willst du verkaufen, und wie viele Produkte sollen es zunächst sein?
Dann kommt das Thema Logistik: Versandlösung, Lager, Verpackung – all das braucht Zeit. Und natürlich rechtliche Dinge: AGB, Datenschutzerklärung, Impressum. Auch wenn du hier vieles über Vorlagen lösen kannst, muss es individuell angepasst und verstanden werden.
Ein realistischer Zeitrahmen für diese Phase? Je nachdem, ob du alles selbst machst oder Unterstützung hast: Zwischen 20 und 60 Stunden solltest du auf jeden Fall einplanen. Wenn du vorher noch keine Erfahrung im E-Commerce hast, kann es auch deutlich mehr werden. Hast du hier schon Kenntnisse? Dann geht’s natürlich schneller.
Shop-Erstellung und Design
Jetzt wird es praktisch. Dein Shop nimmt Form an: Du wählst ein Layout, gestaltest Seiten, lädst Produktbilder hoch und schreibst Texte. Auch hier gibt es große Unterschiede im Zeitaufwand. Entscheidet man sich für Templates oder ganze Baukästen, kann ein simpler Shop durchaus in wenigen Tagen stehen.
Aber halt: Wenn du individuelle Anpassungen möchtest – z. B. beim Design, bei speziellen Funktionen oder bei der Nutzerführung – dann wird’s zeitintensiver. Gerade bei komplexeren Shops mit Varianten, vielen Bildern oder zusätzlichen Inhalten wie Ratgebertexten kann allein die Umsetzung mehrere Wochen dauern.
Viele unterschätzen, wie viel Zeit in gute Produktbeschreibungen, hochwertige Fotos und suchmaschinenfreundliche Inhalte fließt. Klar, du kannst das auslagern – aber auch das will organisiert werden. Schreibst du selbst und schießt du deine Produktfotos alleine? Dann solltest du für den Design- und Befüllungsprozess deines Shops locker weitere 40 bis 100 Stunden einkalkulieren.
Übrigens: Wenn du alleine arbeitest, kommt es natürlich darauf an, wie viel Zeit du täglich freimachen kannst. Einmal die Woche zwei Stunden? Oder täglich vier? All das beeinflusst den Ablauf erheblich.
Technik und Funktionen
Man denkt oft: Technik erledigt sich fast von selbst. Plugins installieren, fertig. Leider ist es nicht immer ganz so. Viele Plugins brauchen Einrichtung, Konfiguration – und dann ist da noch das Zusammenspiel mit anderen Erweiterungen.
Du brauchst ein funktionierendes Bezahlsystem. Versandoptionen müssen korrekt integriert und getestet werden. Was ist mit Cookie-Hinweis, Tracking-Diensten oder dem Einbinden einer Newsletter-Funktion? All das kostet Zeit – und manchmal auch Nerven.
Wer mit Technik groß geworden ist, wird vieles schnell lösen können. Aber wer sich erst einlesen muss, stößt oft auf Hürden. Denn jede kleine technische Schwierigkeit kostet Zeit. Im Durchschnitt kannst du für diese Phase mit 10 bis 30 Stunden Aufwand rechnen – bei Problemen oder besonders komplexen Shops auch mehr.
Marketing und erste Besucher
Dein Shop ist online – Glückwunsch! Aber wer kauft jetzt bei dir ein? Hier beginnt ein ganz neuer Zeitabschnitt: Marketing. Denn ein Shop ohne Besucher ist wie ein Schaufenster in der Wüste.
Die ersten Maßnahmen: SEO, Social-Media-Profile, eventuell E-Mail-Marketing und bezahlte Werbung (z. B. Google Ads oder Meta-Kampagnen). Und wieder braucht alles seine Zeit. Beiträge schreiben, Grafiken erstellen, Anzeigen schalten und analysieren. Dazu gehört auch das Community Management: Fragen beantworten, Kommentare moderieren, Beziehungen aufbauen.
Wenn du konsequent zwei bis fünf Stunden pro Woche investierst, kannst du dir eine solide Basis aufbauen. Für echte Wirkung brauchst du allerdings mehr: Wer täglich eine Stunde allein auf Instagram oder TikTok investiert, macht das schon ziemlich professionell.
Der Zeitaufwand Online-Shop zeigt sich hier besonders deutlich. Denn Marketing ist keine einmalige Sache, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es hört niemals auf – zumindest nicht, wenn du wachsen willst.
Kundensupport und Bestellabwicklung
Dein Shop funktioniert – toll! Und plötzlich kommen Bestellungen rein. Doch was jetzt folgt, wird oft unterschätzt. Jeder Käufer hat Fragen, Wünsche, manchmal auch Probleme. E-Mails beantworten, Nachfragen klären, Retouren abwickeln – das ist tägliche Routine wie bei einem Ladengeschäft.
Wenn du am Anfang nur ein paar Bestellungen pro Woche hast, lassen sich diese Aufgaben vielleicht in ein paar Stunden abwickeln. Aber sobald dein Shop wächst, bedeutet das schnell fünf bis zehn Stunden pro Woche allein für Kundenservice und Versandvorbereitung.
Die gute Nachricht: Manche Aufgaben kannst du automatisieren oder später an Mitarbeiter auslagern. Die schlechte: Am Anfang ist es meist Handarbeit. Und sie will mit Sorgfalt erledigt sein – denn guter Service bedeutet zufriedene Kunden. Und wer zufrieden ist, bestellt wieder.
Pflege und Wartung des Online-Shops
Ein Shop ist kein einmaliges Projekt. Er lebt. Und genau deshalb braucht er regelmäßige Pflege.
Updates der Software, Sicherheitschecks, das Einpflegen neuer Produkte, Preisänderungen, saisonale Aktionen – all das fordert deine Zeit. Hinzu kommt: Je nach Zielgruppe und Branche musst du deinen Shop optisch oder inhaltlich regelmäßig anpassen. Du willst ja schließlich nicht, dass es in deinem digitalen Ladenregal irgendwann staubig aussieht.
Plane dafür ruhig jede Woche eine feste Zeit ein – vielleicht zwei bis sechs Stunden pro Woche. Je gründlicher du arbeitest, desto weniger Risiko für Fehler oder Ausfälle. Und natürlich kann sich dein Zeitaufwand Online-Shop verringern, sobald du gewisse Routinen aufgebaut hast.
Langfristiges Wachstum – Analyse und Optimierung
Läuft der Shop erst einmal, beginnt die spannende, aber oft unterschätzte Phase: die Optimierung. Denn viele Verkäufe bedeutet nicht automatisch viele Gewinne. Du musst prüfen: Woher kommen deine Kunden? Welche Produkte laufen gut? Wo springen Besucher ab?
Dazu kommen Tools wie Google Analytics, Heatmaps oder Feedback-Umfragen. Sie liefern dir wichtige Hinweise zur Verbesserung. Aber sie wollen auch ausgewertet werden. Und meist ergeben sich daraus weitere To-dos: Texte anpassen, Landingpages gestalten oder neue Kampagnen testen.
Der Zeitaufwand liegt nicht selten bei zwei bis acht Stunden pro Woche. Doch gerade dieser Bereich macht auf lange Sicht den Unterschied zwischen einem mittelmäßigen Shop und einem richtig erfolgreichen Online-Business. Wer hier sorgfältig arbeitet, kann seinen Umsatz enorm steigern – ohne neue Produkte oder große Ausgaben. Nur durch bessere Prozesse.
Automatisierung und Skalierung
Irgendwann kommst du an den Punkt, wo du merkst: Es wird zu viel. Du arbeitest jeden Tag stundenlang, aber der Shop soll weiter wachsen. Dann beginnt die Phase der Automatisierung und Skalierung.
Hierzu gehören automatisierte E-Mails, CRM-Systeme, Dropshipping-Modelle oder externe Dienstleister für Lager und Versand. Auch Freelancer oder Agenturen können dir dabei helfen, Zeit zurückzugewinnen.
Aber Achtung: Diese Veränderungen brauchen Vorbereitungszeit. Du musst Prozesse dokumentieren, Systeme einführen, Anbieter recherchieren. Je nach Umfang kann das Wochen dauern – lohnt sich aber langfristig betrachtet sehr.
Innerhalb eines Jahres kann dein Zeitaufwand Online-Shop dadurch um viele Stunden sinken. Statt tagtäglicher Hektik bekommst du mehr Übersicht – und kannst dich auf das konzentrieren, was dir am meisten bringt.
Was bedeutet das nun konkret in Zahlen
Natürlich ist jeder Shop anders, jedes Geschäftsmodell individuell. Und doch kann man grobe Richtwerte nennen. Für den kompletten Aufbau eines kleinen bis mittelgroßen Online-Shops solltest du mit 100 bis 250 Stunden rechnen – verteilt auf mehrere Wochen oder Monate.
Danach liegt der laufende Zeitaufwand je nach Umsatz und Strategie bei 10 bis 30 Stunden pro Woche. Wer viel automatisiert, kommt mit weniger hin, wer alles selbst macht und wachsen will, braucht oft mehr.
Wird das nebenbei machbar sein? Vielleicht. Aber einen gesunden Respekt vor dem Aufwand zu haben, ist nicht verkehrt. E-Commerce ist ein ernstzunehmender Bereich – und kein Nebenprojekt, das sich im Vorbeigehen erledigt.
Ist es die Zeit wert?
Ein eigener Online-Shop bietet viele Chancen: Freiraum, Wachstum und unternehmerische Selbstverwirklichung. Aber er bringt auch Verantwortung – und einen nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand.
Von der Planung über die technische Umsetzung bis hin zum täglichen Betrieb solltest du realistisch kalkulieren. Der Zeitaufwand Online-Shop ist kein fester Wert, sondern hängt von deinen Zielen, deinem Einsatz und deinen Ressourcen ab.
Ob du alleine startest oder mit einem Team – entscheidend ist, dass du dir klar machst, was auf dich zukommt. Dann kannst du dich besser vorbereiten, gezielt Hilfe holen und die Freude an deinem Projekt behalten.
Und vielleicht fragt man sich zum Schluss: Ist es die investierte Zeit wert? Für viele ist die Antwort ein klares Ja – vorausgesetzt, man geht mit einem Plan an die Sache heran.