Sylius vs. Shopware: Wann lohnt sich der Einsatz von Sylius?

(Last Updated On: 2. April 2025)

Der E-Commerce-Markt entwickelt sich ständig weiter und stellt Unternehmen regelmäßig vor neue Herausforderungen. Die Auswahl des passenden Shopsystems ist dabei eine der wichtigsten Entscheidungen. Zwei der beliebtesten Open-Source-Plattformen in Europa sind Shopware und Sylius. Während Shopware besonders in Deutschland sehr bekannt ist, gewinnt Sylius immer mehr an Aufmerksamkeit – insbesondere bei Unternehmen mit speziellen Anforderungen. Doch wann lohnt sich der Einsatz von Sylius im Vergleich zu Shopware wirklich? Lass uns beide Shopsysteme genauer ansehen. Dies sollte dir helfen herauszufinden, welches System zu deinen Bedürfnissen passt.

Was ist Sylius

Sylius ist ein modernes, auf Symfony basierendes E-Commerce-Framework, das Entwicklern maximale Flexibilität bietet. Es wurde speziell für individuelle und komplexe Online-Shop-Projekte entwickelt, bei denen Standardlösungen an ihre Grenzen stoßen. Sylius ist kein „Out-of-the-Box“-Shopsystem, wie man es vielleicht von Shopware, Shopify oder WooCommerce kennt. Stattdessen richtet es sich an Entwickler und Unternehmen, die maßgeschneiderte Lösungen planen und umsetzen möchten.

Ein großer Vorteil von Sylius: Es ist modular aufgebaut. Das bedeutet, man kann nur die Komponenten nutzen, die wirklich benötigt werden – und den Rest weglassen oder individuell entwickeln. Diese Modularität erlaubt eine sehr feingranulare Anpassung des Systems an spezielle Geschäftsmodelle, Integrationen und Prozesse.

Was ist Shopware

Shopware ist ein deutscher Platzhirsch im E-Commerce und wird vor allem im deutschsprachigen Raum oft als erste Wahl für Onlineshops angesehen. Es eignet sich besonders für mittelständische und größere Unternehmen, die schnell einen stabilen, bewährten Onlineshop aufbauen möchten. Shopware bietet eine Vielzahl fertiger Funktionen, ein ausgefeiltes Backend, zahlreiche Plugins und eine starke Community.

Besonders mit der Einführung von Shopware 6 hat sich die Plattform stark weiterentwickelt. Basis ist mittlerweile ebenfalls Symfony, was die technische Nähe zu Sylius erhöht. Dennoch verfolgt Shopware einen anderen Ansatz: Es liefert ein vollständiges Shopsystem, das zwar auch anpassbar ist, aber eher auf eine breitere Nutzergruppe ausgelegt ist – nicht nur auf Entwickler.

Vergleich der Zielgruppen

Sylius richtet sich in erster Linie an technisch versierte Unternehmen, die ein ganz bestimmtes Geschäftsmodell umsetzen möchten – etwa mit spezifischen Prozessen im Checkout, besonderer Preislogik oder komplexen Produktkonfigurationen. Wer ein erfahrenes Entwicklerteam im Haus oder als Agentur-Partner hat, kann mit Sylius eine leistungsfähige, exakt passende Lösung erstellen.

Shopware hingegen zielt stärker auf Unternehmen mit standardisierteren Anforderungen ab. Die Plattform ist zugänglicher, was gerade für kleinere Unternehmen oder solche mit weniger technischen Ressourcen vorteilhaft ist. Mit Hilfe von Plugins und Themes lässt sich Shopware schnell anpassen, ohne tief in den Code eingreifen zu müssen.

Individuelle Anpassbarkeit

Hier spielt Sylius seine größten Stärken aus. Aufgrund seiner Architektur lässt sich jede Funktion nach Wunsch modifizieren oder ergänzen. Komplexe Geschäftslogiken, eigene Integrationen und vollständig individuelle Frontends sind mit Sylius problemlos umsetzbar. Besonders geschätzt ist das API-first-Prinzip: Sylius bietet eine headless-fähige Struktur, bei der Frontend und Backend getrennt voneinander entwickelt werden können – ideal für moderne E-Commerce-Projekte auf mehreren Kanälen.

Shopware ist zwar ebenfalls flexibel, setzt aber eher auf vorgefertigte Erweiterungen. Gerade Anpassungen „unter der Motorhaube“ können bei Shopware deutlich aufwendiger oder mit Einschränkungen verbunden sein. Wer jedoch keine ganz spezielle Lösung braucht, findet bei Shopware oft den schnelleren und einfacheren Weg.

Time-to-Market

Ein klarer Vorteil von Shopware ist die Geschwindigkeit, mit der ein funktionierender Shop erstellt werden kann. Dank vielfältiger Plug-and-Play-Features und einem großen Ökosystem aus fertigen Erweiterungen kann ein Shopware-Projekt in kurzer Zeit live gehen. Das ist ideal für Start-ups oder Unternehmen, die zügig Umsatz generieren möchten.

Mit Sylius dauert dieser Prozess in der Regel länger – einfach deshalb, weil man mehr selbst entwickeln muss. Bringt man jedoch ein erfahrenes Entwicklerteam mit, kann diese Anfangsinvestition in Flexibilität schnell Früchte tragen. Langfristig lohnt sich der Einsatz von Sylius besonders dann, wenn Anpassbarkeit wichtiger ist als eine schnelle Go-Live-Zeit.

Support und Community

Shopware verfügt über eine große deutschsprachige Community, offizielle Partneragenturen, umfangreiche Dokumentation und ein geschultes Support-Team. Gerade für Unternehmen im DACH-Raum ist das ein wichtiger Punkt. Zudem gibt es viele Tutorials, Forenbeiträge und Events rund um Shopware.

Auch Sylius hat eine aktive Community, wenn auch kleiner und eher international ausgerichtet. Besonders Entwickler schätzen den klaren Code, die gute Symfony-Integration und die technische Dokumentation. Für Unternehmen, die Support benötigen, bietet das Sylius-Team kostenpflichtige Enterprise-Supportpakete an. Zudem gibt es spezialisierte Agenturen, die Sylius-Projekte erfolgreich umsetzen.

Technische Voraussetzungen

Sylius setzt eine gewisse technische Infrastruktur voraus. Es basiert auf Symfony, was heißt: PHP, Composer, Doctrine, Twig, API-Schnittstellen – damit sollte das Entwicklerteam vertraut sein. Das System ist klar für hochqualifizierte Developer gemacht, die wissen, was sie tun und wie sie individuelle Anforderungen effizient umsetzen können.

Shopware hingegen bietet mit seinen grafischen Oberflächen, Themes und Plugin-Konzepten einen niedrigeren Einstieg. Auch Agenturen, die keine tiefgreifende Symfony-Erfahrung haben, können mit Shopware solide Shops umsetzen. Für komplexere Anforderungen kann jedoch auch hier zusätzliche Entwicklung notwendig werden.

Kosten und Lizenzierung

Sowohl Sylius als auch Shopware sind Open-Source-Projekte mit kostenfreien Community-Versionen. Sylius bietet zusätzlich eine kostenpflichtige Enterprise-Edition für größere Unternehmen mit erweiterten Anforderungen, z. B. in Bezug auf Sicherheit, Performance oder Support. Diese Version ist lizenzpflichtig, bietet aber deutlich mehr Service.

Shopware verfolgt ein ähnliches Modell. Neben der kostenlosen Community-Version gibt es kommerzielle Editionen mit zusätzlichen Features und professionellem Support. Darüber hinaus können zusätzliche Kosten durch Plugins, Themes und Agenturleistungen entstehen – bei beiden Systemen.

Internationalisierung und Mehrsprachigkeit

Für viele Unternehmen ist der internationale Markt von hoher Bedeutung. Sylius ist hier hervorragend vorbereitet. Dank seines modularen Aufbaus und der headless-Architektur lassen sich beliebige Sprach- und Währungsvarianten integrieren. Auch mehrere Shops unter einer Installation sind technisch sehr gut möglich.

Shopware hat in den letzten Jahren ebenfalls stark in die Internationalisierung investiert. Mehrsprachigkeit, verschiedene Währungen und steuerliche Unterschiede einzelner Länder lassen sich abbilden. Jedoch kann es bei sehr individuellen Anforderungen schneller an Grenzen stoßen, insbesondere wenn unterschiedliche Logiken je Land benötigt werden.

Performance und Skalierbarkeit

Beide Systeme können hohe Besucherzahlen und Bestellvolumen bewältigen – vorausgesetzt, sie sind entsprechend konfiguriert und gehostet. Sylius bietet hier jedoch durch seinen schlanken Kern und die Möglichkeit, genau nur das zu laden, was gebraucht wird, Potenzial für exzellente Performance. Besonders bei stark angepassten oder rechenintensiven Shops ist Sylius oft die bessere Wahl.

Auch Shopware kann skalieren – gerade die Enterprise-Version. Doch durch den monolithischen Aufbau und die Vielzahl standardmäßig aktivierter Funktionen kann es schneller zu Performance-Problemen kommen, wenn man nicht gezielt optimiert. Wer also langfristig stark wachsende Projekte plant, sollte beide Optionen genau abwägen.

Headless Commerce und API-First-Ansatz

Einer der größten Trends im E-Commerce ist Headless Commerce – die Trennung von Backend und Frontend. Damit lassen sich Shopfronts flexibel für Web, Mobile, Sprachassistenten oder Marktplätze gestalten. Sylius ist von Anfang an API-first aufgebaut und eignet sich daher ideal für moderne Headless-Projekte. Mit Sylius lassen sich progressive Web Apps (PWAs), Mobile-Apps und sogar Kiosksysteme problemlos anbinden.

Shopware hat diesen Trend ebenfalls erkannt und mit Shopware 6 eine API-strukturierte Architektur eingeführt. Auch hier können Entwickler Headless-Lösungen realisieren – allerdings sind nicht alle Funktionen sofort out-of-the-box über APIs zugänglich. Wer wirklich auf Headless setzt, findet bei Sylius derzeit jedoch mehr technische Freiheit.

Wann lohnt sich Sylius also wirklich

Die zentrale Frage dieses Artikels: Wann ist Sylius die bessere Wahl als Shopware? Die Antwort lautet: Wenn dein Geschäftsmodell von der Norm abweicht. Wenn dein Onlineshop sehr spezielle Anforderungen hat, die sich mit Standardlösungen nicht gut umsetzen lassen. Wenn du ein erfahrenes Entwicklerteam hast oder mit einer spezialisierten Softwareagentur zusammenarbeitest. Oder wenn du auf langfristige Skalierbarkeit, Individualisierung und technologische Flexibilität setzt.

Häufige Anwendungsfälle für Sylius sind beispielsweise Produkte mit komplexen Konfigurationsoptionen, B2B-Lösungen mit spezifischen Preisregeln, Marktplätze mit mehreren Händlern oder einzigartige Checkouts, die sich nicht mit Standardplugins umsetzen lassen. Ebenso profitieren Unternehmen mit Multi-Channel-Strategien, Shoppable Apps oder IoT-Verbindungen von Sylius’ API-first-Anwendung.

Beispiele aus der Praxis

Viele Unternehmen nutzen Sylius erfolgreich – etwa Modemarken mit besonderem Branding-Fokus, Hersteller mit datengetriebenen Produktkonfigurationen oder Händler mit individualisierten Einkaufswelten für verschiedene Kundengruppen. Die Möglichkeit, vollständig eigene Templates, Workflows und Extensions zu entwickeln, macht Sylius zu einem echten Schweizer Taschenmesser für den E-Commerce.

Gleichzeitig zeigt sich aber auch: Der Einstieg ist anspruchsvoller. Ohne technisches Know-how kann man mit Sylius nur wenig anfangen. Daher empfiehlt sich der Einsatz vor allem bei Projekten, deren Komplexität sich langfristig mit einem individuell entwickelten System amortisiert.

Schnelle Umsetzbarkeit und einfache Bedienung

Sylius ist kein Shopsystem für jedermann – aber genau das ist seine Stärke. Wer Innovation, Anpassbarkeit und technologische Freiheit sucht, findet in Sylius ein mächtiges Werkzeug für den Onlinehandel. Im direkten Vergleich mit Shopware zeigt sich: Shopware punktet mit schneller Umsetzbarkeit und einfacher Bedienung, während Sylius den Freigeist im digitalen Handel bedient. Ob Sylius die richtige Wahl ist, hängt also vor allem von deinen individuellen Anforderungen, deinem technischen Umfeld und deiner langfristigen E-Commerce-Strategie ab. Wenn du bereit bist, in ein flexibles, zukunftssicheres System zu investieren, ist Sylius definitiv eine Überlegung wert.