B2B-Shop erstellen – Besonderheiten & Tools
B2B Shop erstellen – warum das Thema so wichtig ist
Im digitalen Zeitalter verändern sich Einkaufsprozesse rasant – und das nicht nur im Endkundengeschäft. Auch im B2B-Bereich (Business-to-Business) ist der Onlinehandel längst angekommen. Unternehmen bestellen Waren und Dienstleistungen heute immer häufiger online, rund um die Uhr, effizient und automatisiert. Wer sich als Hersteller, Großhändler oder Dienstleister behaupten möchte, kommt also an einem eigenen B2B-Shop nicht mehr vorbei. Doch was macht einen B2B-Shop aus? Und was muss man beachten, wenn man einen B2B Shop erstellen möchte?
Eines vorweg: Einen B2B Shop zu erstellen ist nicht einfach das Kopieren eines herkömmlichen Online-Shops mit anderen Produkten. Es gibt einige Besonderheiten, spezielle Anforderungen und Strategien, die berücksichtigt werden sollten, damit das Projekt auch wirklich erfolgreich wird. Wir zeigen dir, worauf es ankommt.
Was ist ein B2B Shop eigentlich
Ein B2B-Shop – also ein Business-to-Business-Shop – ist eine speziell auf Geschäftskunden ausgerichtete E-Commerce-Plattform. Im Gegensatz zu B2C-Shops (Business-to-Consumer) richtet sich der B2B-Shop nicht an Privatpersonen, sondern an juristische Personen wie Firmen, Betriebe oder Behörden. Das hat viele Auswirkungen auf die Gestaltung, die Funktionen und die Preisstruktur.
So sind zum Beispiel Mengenrabatte, Staffelpreise oder individuelle Kundenkonditionen im B2B-Bereich Standard. Auch Bestellmengen sind meist deutlich höher als im B2C-Bereich. Zudem läuft der Einkauf oft nicht „mal eben so“, sondern ist Teil eines beschaffungsseitigen Workflows – teilweise mit Freigabeprozessen, Budgetlimits und wiederkehrenden Bestellungen. Darauf muss der Shop vorbereitet sein.
Besonderheiten beim B2B Shop erstellen
Wer einen B2B Shop erstellen möchte, sollte wissen: Es reicht nicht, nur Produkte online zu stellen. Geschäftskunden haben andere Anforderungen als Endverbraucher. Hier ein Überblick über wichtige Besonderheiten, die beim Aufbau eines B2B-Shops berücksichtigt werden sollten.
1. Registrierung und Authentifizierung
In der Regel ist ein B2B-Shop nicht öffentlich zugänglich. Neukunden müssen sich zunächst registrieren und oft manuell freigeschaltet werden. So wird sichergestellt, dass nur echte Geschäftskunden Zugriff auf Preise und Bestellfunktionen erhalten.
2. Individuelle Preisgestaltung
Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal zum B2C-Shop: Im B2B gelten häufig kundenabhängige Preise. Ob Staffelpreise, Skonti oder spezielle Rabatte – all das muss flexibel im System abbildbar sein.
3. Mehrbenutzerkonten
Viele Firmen arbeiten mit mehreren Einkäufern, die jeweils eigene Logins benötigen. Diese Benutzer müssen gegebenenfalls mit Rechten und Rollen versehen werden – etwa wer bestellen darf, wer nur Produkte ansehen kann oder wer Budgets verwaltet.
4. Zahlungsarten für Geschäftskunden
Der klassische Kauf auf Rechnung ist im B2B fast eine Pflicht. Weitere Zahlungsarten wie SEPA-Lastschrift, individuelle Zahlungsziele oder Vorkasse müssen ebenfalls gut integriert sein.
5. Große Produktmengen, komplexe Varianten
Im Industriegroßhandel oder bei technischen Produkten ist es keine Seltenheit, dass ein Artikel in dutzenden Varianten verfügbar ist – je nach Farbe, Größe, Material oder anderen Spezifikationen. Ein guter Produktkonfigurator kann hier Wunder wirken.
6. Integration in ERP und Warenwirtschaft
Gerade bei mittelständischen und großen Betrieben ist die Anbindung an bestehende Systeme wie ERP (z.B. SAP, Navision, JTL) ein Muss. So funktioniert die automatische Übernahme von Bestellungen, die Verwaltung des Lagerbestands und die Rechnungsstellung nahtlos.
Wie genau all das umgesetzt wird, hängt natürlich stark vom Geschäftsmodell und der Branche ab. Es gibt also keine Pauschallösung – was der eine braucht, kann für den anderen überflüssig sein.
Welche Tools helfen beim B2B Shop erstellen
Glücklicherweise gibt es heute viele Werkzeuge, mit denen ein B2B-Shop effizient realisiert werden kann. Doch welches System ist das richtige? Ein Blick auf die gängigsten Lösungen hilft bei der Orientierung.
Shopware ist ein sehr bekanntes deutsches Shopsystem und eignet sich mit der Version „Shopware B2B Suite“ speziell für Händler mit Geschäftskunden. Es bietet umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten, API-Schnittstellen und vorgefertigte Funktionen für Rollen- und Rechteverwaltung, Mitarbeiterkonten und individuelle Preisregeln.
Magento (Adobe Commerce)
Magento gehört zu den weltweit beliebtesten Open-Source-Shopsystemen. Für große, internationale B2B-Projekte ist es sehr leistungsfähig – allerdings auch relativ komplex in der Umsetzung. Für Magento gibt es viele Erweiterungen, zum Beispiel zur ERP-Anbindung oder für kundenspezifische Preislogik.
OXID eShop
Auch OXID stammt aus Deutschland und richtet sich mit der Enterprise Edition gezielt an B2B-Händler. Es lassen sich individuelle Kundenportale, umfangreiche Preis- und Rabattlogiken und komplexe Produktstrukturen abbilden.
Spryker
Spryker ist eine modulare Plattform, die vor allem für Unternehmen geeignet ist, die individuelle Anforderungen umsetzen wollen. Der Fokus liegt auf Skalierbarkeit, Performance und Flexibilität. Besonders spannend für Unternehmen, die Sets aus Produkten verkaufen oder Angebotsprozesse digitalisieren wollen.
SaaS-Lösungen wie Shopify Plus oder BigCommerce B2B
Für Unternehmen mit weniger komplexen Anforderungen kann auch ein cloudbasierter Ansatz sinnvoll sein. Shopify Plus oder BigCommerce bieten B2B-Funktionen – etwa Händlerpreise oder geschlossene Shops – allerdings oft mit Einschränkungen in der Individualisierbarkeit. Dafür geht der Einstieg schneller und günstiger.
Welches Tool letztlich am besten passt? Das ist oft eine Frage der Anforderungen, der verfügbaren internen Ressourcen und natürlich des Budgets. Es lohnt sich, vorab ein Lastenheft zu erstellen oder einen Experten hinzuzuziehen.
Tipps für den erfolgreichen Start
Ein B2B-Shop ist ein Projekt – und wie bei jedem Projekt ist eine saubere Planung der Schlüssel. Wer planlos loslegt, verliert schnell den Überblick oder läuft Gefahr, dass der Shop am Ende nicht die nötige Akzeptanz bei den Kunden findet.
Daher einige Tipps, die sich in der Praxis bewährt haben:
1. Zielgruppe genau analysieren
Welche Kunden sollen über den Shop angesprochen werden? Welche Branchen, Unternehmensgrößen, Länder oder Abteilungen? Je besser man seine Zielgruppe versteht, desto gezielter lassen sich Funktionen und Inhalte auswählen.
2. Prozesse digital denken
Ein B2B-Shop ist mehr als ein digitaler Bestellzettel. Im Idealfall digitalisiert er ganze Workflows – von der Bestellung über die Freigabe bis zum After-Sales-Service. Also: Prozesse durchdenken, bevor die Technik kommt.
3. Kunden einbeziehen
Wer bereits Bestandskunden hat, kann diese einbinden. Was würden sie sich wünschen? Gibt es Stolperfallen im bisherigen Bestellprozess? Wer seine Kunden in die Entwicklung einbezieht, sorgt für Akzeptanz.
4. Mobilfähigkeit nicht vergessen
Auch Geschäftskunden sind mobil unterwegs – sei es auf der Messe, im Außendienst oder im Lager. Der B2B-Shop sollte deshalb mobil optimiert sein. Nicht alle Funktionen müssen mobil perfekt sein – aber bestellen sollte schon möglich sein.
5. Nach dem Launch ist vor dem Ausbau
Der Go-Live ist nicht das Ende, sondern der Anfang. Gerade am Anfang lohnt es sich, das Feedback der Nutzer ernst zu nehmen und den Shop kontinuierlich weiterzuentwickeln. Auch neue Funktionen wie individuelle Dashboards, KI-gestützte Produktempfehlungen oder Schnittstellen zu Partnerportalen können nach und nach ergänzt werden.
Typische Fehler beim B2B Shop erstellen – und wie man sie vermeidet
Natürlich läuft nicht immer alles glatt. Viele Unternehmen machen beim Aufbau ihres B2B Shops ähnliche Fehler – aber die gute Nachricht ist: Viele lassen sich leicht vermeiden.
1. Zu viel auf einmal wollen
Natürlich ist es verlockend, direkt alle erdenklichen Funktionen in den Shop zu packen. Doch das kann zu langen Entwicklungszeiten, steigenden Kosten und sinkender Übersicht führen. Besser: Mit einem MVP (Minimum Viable Product) starten, testen, ausbauen.
2. Unterschiede zu B2C unterschätzen
Ein häufiger Irrtum: „Wir nehmen einfach unseren bestehenden B2C-Shop und passen ein paar Texte an“ – das geht in der Regel schief. B2B-Kunden haben andere Erwartungen, andere Prozesse und auch andere Fragen. Darauf muss der Shop zugeschnitten sein.
3. Fehlende Systemintegration
Ein schöner Webshop bringt wenig, wenn die Bestellungen händisch ins ERP eingegeben werden müssen. Je besser die Systeme miteinander kommunizieren, desto reibungsloser läuft der Betrieb – und das spart Zeit und Geld.
4. UX vernachlässigen
Nur weil „Profis“ einkaufen, heißt das nicht, dass der Shop kompliziert sein darf. Ein klarer Aufbau, schnelle Suche, logische Filter und einfache Bestellprozesse sind Pflicht. Denn die Konkurrenz ist oft nur einen Klick entfernt.
So gelingt der eigene B2B Shop
Einen B2B Shop erstellen – das klingt zunächst nach viel Aufwand. Und ja, ganz ohne Planung, Systematik und technisches Know-how funktioniert es nicht. Doch der Aufwand lohnt sich. Denn wer heute schon in digitale Kundenprozesse investiert, sichert sich morgen Wettbewerbsvorteile und vereinfacht nicht nur seinen Vertrieb, sondern oft auch den gesamten Ablauf.
Wichtig ist vor allem: Nicht einfach kopieren, was im B2C funktioniert. Das B2B-Geschäft hat ganz eigene Regeln, Prozesse, Erwartungen. Wer seine Zielgruppe ernst nimmt, die richtigen Tools auswählt und sich schrittweise nach vorne tastet, wird am Ende belohnt – mit zufriedenen Kunden, effizienteren Abläufen und mehr Umsatz.

