Was ist Rechnungskauf
Der Rechnungskauf ist eine Zahlungsmethode im E-Commerce, bei der Kundinnen und Kunden die Ware zunächst bestellen und erhalten, bevor sie bezahlen. Das bedeutet: Erst kommt das Paket, dann die Rechnung. Dies unterscheidet sich von anderen Zahlungsarten wie Vorkasse, Kreditkarte oder Lastschrift, bei denen das Geld vor oder während des Kaufs überwiesen werden muss.
Der Rechnungskauf zählt zu den beliebtesten Bezahlmethoden im Onlinehandel, besonders im deutschsprachigen Raum. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher schätzen diese Art des Bezahlens, weil sie ihre Ware erst prüfen können, bevor sie Geld ausgeben. Außerdem müssen sie keine sensiblen Zahlungsdaten wie Kreditkartennummern oder Bankverbindungen an den Händler übermitteln.
Wie funktioniert der Rechnungskauf
Beim Rechnungskauf geben Kundinnen und Kunden wie gewohnt ihre Bestellung auf. Am Ende des Bestellvorgangs wählen sie „Rechnung“ als Zahlungsmethode. Die Ware wird dann versendet, ohne dass der Betrag vorher bezahlt wurde. Gemeinsam mit dem Paket oder separat per E-Mail erhalten sie eine Rechnung, auf der die Zahlungsfrist und alle wichtigen Informationen stehen.
Die Zahlungsfrist beträgt meist 14 Tage, kann aber auch kürzer oder länger sein – je nach Anbieter. Innerhalb dieser Frist muss der fällige Betrag auf das angegebene Konto überwiesen werden. Einige Anbieter ermöglichen es auch, später in Raten zu zahlen oder die Frist gegen Gebühr zu verlängern.
Viele Onlinehändler arbeiten mit Zahlungsdienstleistern wie Klarna, Payolution oder Afterpay zusammen. Diese übernehmen das Zahlungsausfallrisiko, prüfen die Bonität der Käufer und wickeln den Rechnungsprozess ab. Für den Kunden ändert sich dadurch in der Regel nichts – außer, dass die Zahlung an den Dienstleister geht und nicht direkt an den Shop.
Vorteile des Rechnungskaufs für Kundinnen und Kunden
Der größte Vorteil: Sicherheit. Wer auf Rechnung kauft, muss nicht im Voraus zahlen. Das gibt ein gutes Gefühl, besonders bei unbekannten Shops oder teureren Bestellungen. Kundinnen und Kunden können die Produkte in Ruhe prüfen, anprobieren oder testen, ohne sofort Geld zu überweisen.
Dazu kommt: Rücksendungen sind unkomplizierter. Wenn ein Artikel nicht gefällt oder passt, wird er einfach zurückgeschickt. Die Rechnung muss dann entweder gar nicht bezahlt werden oder nur anteilig – je nachdem, wie viele Artikel behalten wurden. Das reduziert das Risiko, auf einer Rückzahlung warten zu müssen, wie es bei Vorkasse oder Kreditkarte der Fall ist.
Auch sensible Daten sind besser geschützt. Wer auf Rechnung kauft, muss keine Kreditkartendaten oder Onlinebanking-Zugänge eingeben. Das minimiert die Gefahr von Datenmissbrauch oder Betrug.
Vorteile des Rechnungskaufs für Händler
Obwohl Händler beim Rechnungskauf zunächst auf ihr Geld warten, bringt diese Methode auch für sie Vorteile. Studien zeigen, dass Shops, die Rechnungskauf anbieten, höhere Konversionsraten haben. Das bedeutet: Mehr Besucher schließen ihren Einkauf tatsächlich ab. Auch der durchschnittliche Warenkorbwert steigt oft, weil Kunden sich eher trauen, mehr zu bestellen.
Wenn Händler mit einem Zahlungsdienstleister zusammenarbeiten, tragen sie kein Risiko. Der Dienstleister prüft die Bonität der Käuferinnen und Käufer und übernimmt auch das Mahnwesen bei Zahlungsverzug. Für den Shop ist der Ablauf klar strukturiert und verursacht wenig Aufwand.
Außerdem stärkt der Rechnungskauf das Vertrauen in den Shop. Wer diese Bezahlmethode anbietet, zeigt, dass er seinen Kundinnen und Kunden vertraut. Das kann gerade bei neuen oder unbekannten Marken ein entscheidender Faktor sein.
Risiken und Nachteile für Kundinnen und Kunden
Auch wenn der Rechnungskauf viele Vorteile bietet, gibt es einige Punkte zu beachten. Der wichtigste: die Zahlungsfrist. Wer diese Frist verpasst, muss mit Mahngebühren rechnen. Diese können schnell unangenehm teuer werden. Besonders bei Zahlungsdienstleistern wie Klarna sind die Mahnprozesse automatisiert und beginnen oft ohne lange Verzögerung.
Außerdem wird beim Rechnungskauf in der Regel eine Bonitätsprüfung durchgeführt. Das heißt: Der Dienstleister oder der Händler prüft, ob die oder der Käufer finanziell zuverlässig ist. Wird die Bonität als zu niedrig eingestuft, wird der Rechnungskauf abgelehnt. In diesem Fall muss eine andere Zahlungsmethode gewählt werden.
Ein weiteres Risiko: Manche Kundinnen und Kunden verlieren bei vielen offenen Rechnungen den Überblick. Wer oft auf Rechnung bestellt, sollte sich eine gute Übersicht schaffen. Sonst kommt es leicht zu Zahlungsverzug oder vergessenen Zahlungen.
Risiken und Nachteile für Händler
Für Händler besteht beim direkten Rechnungskauf immer ein gewisses Risiko: Der Kunde erhält die Ware, zahlt aber nicht. Dies kann besonders bei hochpreisigen Produkten ein finanzielles Problem darstellen. Deshalb bieten viele Händler den Rechnungskauf nur über externe Dienstleister an, die diese Risiken absichern.
Zudem ist die technische Integration eines Rechnungskaufanbieters oft aufwendiger als bei anderen Zahlungsarten. Es müssen Schnittstellen eingerichtet, Rechnungsprozesse automatisiert und Retouren korrekt verarbeitet werden. Auch die Kommunikation mit dem Zahlungsdienstleister erfordert ein gewisses Maß an Organisation.
Ein weiterer Punkt: Wenn ein Dienstleister wie Klarna genutzt wird, hat der Händler keinen direkten Einfluss auf das Mahnwesen oder den Kundendialog rund um die Rechnung. Das kann zu Unzufriedenheit auf Kundenseite führen, wenn es zu Missverständnissen kommt.
Bonitätsprüfung beim Rechnungskauf
Die Bonitätsprüfung ist ein zentrales Element beim Rechnungskauf. Sie dient dazu, das Risiko eines Zahlungsausfalls zu minimieren. Dabei wird geprüft, ob die Person, die bestellt, finanziell in der Lage ist, die Rechnung fristgerecht zu begleichen.
Diese Prüfung kann verschiedene Informationen umfassen. Zum Beispiel, ob bestehende offene Forderungen vorliegen, ob es in der Vergangenheit Zahlungsausfälle gab oder ob eine Insolvenz eingetragen wurde. Die Daten werden meist bei Auskunfteien wie der Schufa abgefragt.
Wenn die Bonität nicht ausreicht, wird der Rechnungskauf abgelehnt. In diesem Fall steht oft eine alternative Zahlungsmethode zur Verfügung, etwa Vorkasse oder Kreditkarte. Kundinnen und Kunden haben hierauf keinen direkten Einfluss, da die Entscheidung automatisiert getroffen wird.
Die Rolle von Zahlungsdienstleistern wie Klarna
Zahlungsdienstleister wie Klarna spielen im modernen E-Commerce eine zentrale Rolle. Sie übernehmen beim Rechnungskauf die gesamte Zahlungsabwicklung. Das bedeutet: Sie erhalten das Geld vom Kunden und zahlen es dem Händler aus – oft sogar bevor der Kunde selbst bezahlt hat.
Darüber hinaus kümmern sie sich um Bonitätsprüfungen, Mahnwesen und Kundendienst. Manche bieten auch Zusatzleistungen wie Ratenzahlung oder Zahlungsaufschub an. Für Kundinnen und Kunden ist der Prozess meist sehr bequem. Sie registrieren sich einmal und können dann bei vielen verschiedenen Shops auf Rechnung kaufen, ohne ihre Daten erneut eingeben zu müssen.
Für Händler bieten solche Dienstleister Sicherheit und Komfort. Sie müssen sich nicht mehr selbst um Zahlungsausfälle oder Mahnungen kümmern. Allerdings fallen für den Shop Gebühren an, die je nach Anbieter und Umsatzhöhe unterschiedlich ausfallen.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Der Rechnungskauf unterliegt in Deutschland verschiedenen rechtlichen Vorgaben. Eine wichtige Grundlage ist das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), insbesondere die Regelungen zum Zahlungsverzug. Demnach kommt ein Schuldner automatisch in Verzug, wenn die Zahlungsfrist abgelaufen ist und keine Zahlung erfolgt ist.
In der Praxis bedeutet das: Nach Ablauf der Frist darf der Händler oder Zahlungsdienstleister Mahngebühren verlangen und Verzugszinsen berechnen. Diese dürfen jedoch nicht unbegrenzt hoch sein. Die Höhe der Mahngebühren muss angemessen und nachvollziehbar sein.
Auch Datenschutz ist ein wichtiges Thema. Die Bonitätsprüfung darf nur erfolgen, wenn ein berechtigtes Interesse besteht und die Kundin oder der Kunde vorab über die Datenverarbeitung informiert wurde. Zudem haben Verbraucher das Recht, Auskunft über gespeicherte Daten zu erhalten.
Unterschiede zwischen direktem und externem Rechnungskauf
Beim direkten Rechnungskauf erstellt der Händler selbst die Rechnung und erhält auch die Zahlung direkt vom Kunden. Er trägt das volle Risiko, muss aber keine Gebühren an einen Dienstleister zahlen. Diese Variante eignet sich vor allem für größere Händler mit eigener Buchhaltung und Risikomanagement.
Beim externen Rechnungskauf wird die Zahlungsabwicklung komplett an einen Dienstleister ausgelagert. Der Kunde zahlt an diesen Dienstleister, nicht an den Shop. Dafür übernimmt der Dienstleister alle Aufgaben rund um Bonitätsprüfung, Zahlungseingang und Mahnwesen. Der Händler erhält sein Geld oft unabhängig davon, ob der Kunde schon bezahlt hat.
Diese Variante ist für kleine und mittlere Shops oft attraktiver, weil sie weniger Aufwand bedeutet und vor Zahlungsausfällen schützt. Allerdings müssen Händler dafür Gebühren zahlen, die je nach Anbieter und Umsatzvolumen unterschiedlich hoch ausfallen.
Rechnungskauf im internationalen Vergleich
Der Rechnungskauf ist vor allem im deutschsprachigen Raum – also in Deutschland, Österreich und der Schweiz – sehr verbreitet. In anderen Ländern spielt diese Zahlungsmethode eine deutlich kleinere Rolle. In den USA etwa dominiert die Kreditkarte, in den Niederlanden wird häufig mit iDEAL bezahlt.
Das hat kulturelle und historische Gründe. In Deutschland genießen Sicherheit und Datenschutz einen hohen Stellenwert. Viele Menschen sind zurückhaltend, wenn es darum geht, Online-Zahlungsdaten preiszugeben. Zudem gibt es eine lange Tradition von Katalogbestellungen mit Rechnungszahlung, die sich auch im Onlinehandel fortsetzt.
Internationale Händler, die in den deutschsprachigen Markt eintreten möchten, sollten daher unbedingt Rechnungskauf anbieten. Andernfalls riskieren sie, potenzielle Kundinnen und Kunden zu verlieren.
Tipps für Kundinnen und Kunden beim Rechnungskauf
Wer regelmäßig auf Rechnung bestellt, sollte gut organisiert sein. Es hilft, alle offenen Rechnungen an einem Ort zu sammeln, zum Beispiel in einer App oder einer Excel-Tabelle. So behält man den Überblick und verpasst keine Fristen.
Wichtig ist auch, die Zahlungsfrist genau zu beachten. Wer zu spät zahlt, riskiert Mahngebühren – selbst wenn der Betrag gering ist. Manche Dienstleister verschicken Erinnerungen per E-Mail, doch darauf sollte man sich nicht verlassen.
Bei Rücksendungen sollte man unbedingt die Retoure dokumentieren und den Sendungsnachweis aufbewahren. So kann man im Streitfall nachweisen, dass ein Artikel zurückgeschickt wurde. Die Rechnung sollte erst dann bezahlt werden, wenn feststeht, welche Artikel behalten wurden.
Zukunft des Rechnungskaufs
Der Rechnungskauf wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle im E-Commerce spielen. Digitale Prozesse, automatisierte Bonitätsprüfungen und bessere Nutzererfahrungen machen die Methode zunehmend attraktiver – sowohl für Händler als auch für Kundinnen und Kunden.
Zudem entwickeln sich neue Varianten: flexible Zahlungsziele, Ratenmodelle oder Kombinationen mit Kundenkonten und Treueprogrammen. Auch die Integration in mobile Apps und Wallets nimmt zu. Der Rechnungskauf passt sich den Bedürfnissen der Nutzer an und bleibt dadurch relevant.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Anbieter, die solche Lösungen bereitstellen. Der Wettbewerb sorgt dafür, dass die Konditionen für Händler und Konsumenten transparenter und oft auch günstiger werden.
Zusammenfassung
Der Rechnungskauf ist eine vertrauenswürdige und beliebte Zahlungsmethode im Onlinehandel, die es Konsumenten erlaubt, zuerst zu bestellen und später zu zahlen. Sie bietet Vorteile wie mehr Sicherheit, Datenschutz und eine einfache Rückgabemöglichkeit. Händler profitieren von höheren Abschlussraten und können durch Partner wie Klarna das Risiko minimieren. Gleichzeitig erfordert die Methode ein gewisses Maß an Organisation auf beiden Seiten. Wer den Überblick behält und Fristen einhält, kann den Rechnungskauf als einfache und sichere Bezahlmöglichkeit nutzen.