Plentymarkets ist ein cloudbasiertes ERP-System mit integrierter E-Commerce-Lösung. Das System richtet sich vor allem an Händler, die auf mehreren Marktplätzen aktiv sind oder gleichzeitig stationären Handel mit Onlinehandel kombinieren möchten. Es bietet Funktionen für Warenwirtschaft, Auftragsabwicklung, Kundenmanagement sowie Anbindungen an zahlreiche Marktplätze wie Amazon, eBay, OTTO oder Kaufland. Zusätzlich kann man mit Plentymarkets einen eigenen Onlineshop erstellen, wobei die Shop-Funktion eher funktional und weniger designorientiert ausfällt.
Plentymarkets eignet sich besonders gut für Unternehmen, die komplexe Prozesse managen müssen, etwa wenn du auf mehreren Kanälen gleichzeitig verkaufst oder sehr viele Produkte verwaltest. Es empfiehlt sich für Händler, die skalieren möchten und eine Lösung brauchen, die mitwächst.
Wenn du dagegen nur einen kleinen, visuell hochwertigen Shop für den Direktvertrieb ohne umfangreiche Prozesse brauchst, kann Plentymarkets überdimensioniert sein. Ästhetische Individualisierungsmöglichkeiten sind begrenzt, besonders im Vergleich zu spezialisierten Shop-Buildern wie Shopify oder Shopware. Auch gestalterischer Feinschliff erfordert bei Plentymarkets häufig Entwicklerkenntnisse oder die Nutzung externer Dienstleister.
Plentymarkets bietet verschiedene Versionen an. Für Einsteiger empfiehlt sich der Einstieg über „plentyONE“, eine reduzierte, aber funktionsstarke Version, die auf ein möglichst niedriges Setup-Level abzielt. Die kostenpflichtigen Modelle wie „plentyBASE“, „plentyPLUS“ oder „plentyPRO“ bieten erweiterte Funktionen und mehr API-Zugriffe.
Du kannst dich direkt über die Website von Plentymarkets (plentymarkets.com) registrieren. Nach der Anmeldung erhältst du Zugriff auf dein System und kannst erste Einstellungen über das sogenannte „plentyBackoffice“ vornehmen. Beachte: Es gibt keine klassische Desktop-Anwendung, alles läuft im Browser.
Nach dem Login landest du im plentyBackoffice. Die Oberfläche ist in verschiedene Module unterteilt: Artikel, Aufträge, CRM, Listings, Prozesse, plentyShop etc. Für den Shopaufbau sind vor allem die Module „Artikel“, „Mandant“, „Mandanteneinstellungen“ und „CMS“ wichtig.
Bevor du mit dem Design beginnst, solltest du grundlegende Einstellungen vornehmen – etwa Steuerzonen, Währungen, Versandregionen und Zahlungsarten. Danach kannst du dich an den eigentlichen Shopaufbau machen.
Damit dein Onlineshop erreichbar ist, brauchst du eine Domain. In Plentymarkets wird jeder Shop über einen sogenannten „Mandanten“ verwaltet. Einen Mandanten kannst du dir vorstellen wie ein komplett separates Shop-System in deinem Hauptaccount – praktisch, wenn du mehrere Shops betreiben möchtest.
In der Mandantenkonfiguration legst du Dinge wie Sprache, Zeichensatz, Domain, Template und Rechtsinformationen fest. Im Bereich „Einstellungen > Mandant (Client)“ gibst du deine gewünschte Domain an. Wenn du noch keine hast, kannst du eine über Domainanbieter wie Strato, IONOS oder All-Inkl registrieren und dann auf dein Plentymarkets-System weiterleiten.
Ein sauber strukturierter Kategorienbaum ist essenziell. Innerhalb von Plentymarkets legst du Kategorien unter „Artikel > Kategorien“ an. Einstiegspunkt ist meist die Startseite (Root-Kategorie), darunter folgen Oberkategorien und ggf. Unterkategorien. Über die Kategorieeinstellungen steuerst du Sichtbarkeit, SEO-relevante Informationen und Darstellung im Shop.
Artikel werden in „Artikel > Artikel bearbeiten“ oder über den Assistenten „Neue Artikel“ erstellt. Wichtig ist: Du brauchst einen Hauptartikel, Varianten (z. B. Größe, Farbe), Merkmale (z. B. Material) und Verkaufspreise. Für jede Variante kannst du Lagerbestände, Maße und Bilder hinterlegen.
Für die Shopgestaltung nutzt du das Theme-System „Ceres“. Dieses basiert auf dem freien Shop-Frontend „Ceres“, das über das Plugin-System in deiner Systeminstallation aktiviert wird. Die Verwaltung des Template-Systems geschieht über das Backend per Plugin-Verwaltung und den integrierten „TemplateContainer“.
Die eigentlichen Inhalte (Startseitenelemente, Navigation, Content-Seiten) verwaltest du über das CMS-Modul und mit Hilfe von Widgets. Das bedeutet: Du arbeitest nicht mit Drag-and-drop, sondern platzierst Elemente über sogenannte „Container“ und „Bereiche“. Klingt kompliziert, ist aber erlernbar – dennoch gewöhnungsbedürftig.
Die Struktur der Seiten wird in Layouts gesteuert. Du kannst vordefinierte Seiten (z. B. Warenkorb, Produktseite, Checkout) nutzen oder einzelne Seiten mit Hilfe von Widgets und CMS-Inhalten individualisieren. Für wiederkehrende Elemente wie Footer, Header oder Seitenspalten gibt es spezielle Zonen.
Du solltest rechtliche Seiten (AGB, Widerrufsbelehrung, Impressum, Datenschutz) als CMS-Seiten einbauen und in deinem Footer verlinken. Dabei hilft dir ggf. ein externer Anbieter wie Trusted Shops oder Händlerbund, die passende Rechtstexte bieten.
Unter „CRM > Kundengruppen“ legst du fest, ob du z. B. zwischen Endkunden (B2C) und Geschäftskunden (B2B) unterscheiden willst. So kannst du unterschiedliche Bruttopreise oder Staffelpreise abbilden. Auch Spracheinstellungen definierst du pro Mandant, sodass du z. B. einen zweisprachigen Shop einrichten kannst. Die aktivierten Sprachen definierst du im Shop unter „CMS > Sprachen“ sowie im Mandantenbereich.
Plentymarkets unterstützt eine Vielzahl an Zahlungsanbietern: PayPal, Klarna, Mollie, Amazon Pay und andere. Die Anbindung erfolgt über Plugins. Nach dem Download aus dem plentyMarketplace installierst du das Plugin und gibst deine API-Zugangsdaten ein. Danach kannst du die Zahlungsmethode aktivieren und zuweisen – je nach Kundengruppe oder Versandland.
Versandprofile legst du unter „Aufträge > Versand > Versandprofile“ an. Hier definierst du Versanddienstleister, Regionen, Gewichtsklassen oder Sortimentsausnahmen. Wichtig: Diese Profile müssen mit Zahlungsarten und Lieferregionen kombiniert werden, damit eine Checkout-Option erscheint. Teste daher am besten selbst mit Beispielbestellungen, ob alle Kombinationen funktionieren.
Ein großer Vorteil von Plentymarkets ist die Anbindung an Dutzende von Marktplätzen. Über das Modul „Listings“ oder über dedizierte Plugins kannst du deine Produkte direkt auf Amazon, eBay, OTTO, Kaufland oder Etsy listen. Für jede Plattform gibt es eigene Anforderungen an Produktdaten, Bilderformate und Lieferzeiten.
Die erste Anbindung an einen Marktplatz setzt gewissen Know-how voraus. Deshalb bietet Plentymarkets Assistenten oder externe Dienstleister, die dich hier unterstützen. Auch solltest du dir darüber klar sein, dass jeder Marktplatz eigene Gebührenmodelle und Rücknahmebedingungen hat. Plentymarkets erleichtert die operative Abwicklung, ersetzt aber keine Marktplatzstrategie.
Mit dem Modul „Prozesse“ und „Automatisierungen“ kannst du dir viel Arbeit abnehmen. Beispielsweise lassen sich automatische E-Mail-Benachrichtigungen, Statusänderungen, Lieferscheindrucke oder Lagerbuchungen definieren. Auch können bestimmte Bedingungen eine Aktion auslösen – etwa: „Wenn Lagerbestand unter 5, benachrichtige mich.“
Diese Automatisierungsmöglichkeiten sind hilfreich, erfordern aber ein systematisches Vorgehen. Arbeite dich Schritt für Schritt ein und teste jede Automatisierung gründlich im Testmodus. Fehlerhafte Prozesse können sonst echte Probleme im Livebetrieb verursachen.
Plentymarkets liefert dir keine vollwertige Business Intelligence, aber solide statistische Auswertungen. So kannst du Verkäufe pro Kanal, Produkt, Zeitraum oder Region analysieren. Auch Fehlerraten, Lagerumschlag und Retourenquoten lassen sich anzeigen. Erweiterte Auswertungen sind über externe Tools oder API-Schnittstellen möglich.
Für viele Händler wird Google Analytics oder Matomo ergänzend eingebunden. Das geht über die CMS-Templates oder spezielle Plugins. Wichtig: Achte immer auf DSGVO-konforme Einbindung.
Als Cloudlösung wird Plentymarkets zentral gehostet. Technische Wartungen übernimmt das Unternehmen selbst – du musst dich also nicht um Server kümmern. Updates erfolgen regelmäßig, auch bei Plugins. Es ist sinnvoll, den Plugin-Status regelmäßig zu prüfen, da veraltete Plugins zu Kompatibilitätsproblemen führen können.
Support bekommst du über ein Ticketsystem, Community-Forum, eigenes Wiki und Schulungsvideos auf YouTube. Der Live-Support ist je nach Tarifstufe eingeschränkt. Für kritische Systeme ist es ratsam, bei größeren Problemen einen zertifizierten Partner einzubinden.
Typische Fehler beim Start mit Plentymarkets sind: schlechte Artikelorganisation, fehlende Grundeinstellungen bei Steuern/Versand, fehlende Rechtstexte, mangelnde Tests im Checkout und falsche Verknüpfungen zu Marktplätzen. Vermeide auch, direkt zu viele Plugins zu installieren, ohne zu wissen, wie sie zusammenspielen.
Setze dir klare Milestones: Erst Shopstruktur, dann Produktpflege, dann Marktplatzanbindung, später Automatisierungen. Teste jede Änderung im Shop, bevor du live gehst. Baue dir ggf. ein separates Testsystem auf, um größere Umbauten sicher zu prüfen.
Plentymarkets ist ein professionelles All-in-One-System, mit dem du nicht nur einen Onlineshop erstellen, sondern auch Marktplätze anbinden, Lager managen und Kunden automatisiert betreuen kannst. Für Einsteiger mit ernsthaften Ambitionen und etwas technischer Neugier ist es eine lohnenswerte Plattform – allerdings mit Lernkurve. Wer nur eine einfache Online-Visitenkarte sucht oder besondere Designansprüche hat, ist mit alternativen Shop-Tools möglicherweise besser beraten. Wenn du aber Prozesse strukturieren willst und Multichannel-Verkauf planst, ist Plentymarkets eine starke Lösung – vorausgesetzt, du gehst systematisch vor und planst realistisch.