
Onlineshop erstellen mit osCommerce
Mit osCommerce lässt sich ein flexibles Shopsystem aufbauen. osCommerce ist ideal für technisch versierte Nutzer oder solche mit Lernbereitschaft, die einen individuell anpassbaren Onlineshop ohne laufende Lizenzkosten betreiben möchten.
Wer einen Online-Shop betreiben will, braucht ein geeignetes Shopsystem. osCommerce ist eines dieser Systeme und gehört zu den ältesten Open-Source-Lösungen im E-Commerce-Bereich. Es eignet sich vor allem für technisch interessierte Nutzer, die eine anpassbare Plattform suchen. In diesem Artikel wird erklärt, wie Sie mit osCommerce einen Shop erstellen, welche Stärken und Schwächen das System hat und für wen es geeignet ist.
Was ist osCommerce
osCommerce ist ein Open-Source-E-Commerce-System, das seit dem Jahr 2000 existiert. Es basiert auf PHP und MySQL und wird unter der GNU General Public License veröffentlicht. Das bedeutet, dass es kostenlos genutzt und verändert werden kann. Die Software ermöglicht den Aufbau eines kompletten Online-Shops mit Produktkatalog, Kundenverwaltung, Bestellprozess, Zahlungsanbindung und Versandoptionen.
Für wen ist osCommerce geeignet
osCommerce richtet sich an Personen, die bereit sind, sich mit der Technik eines Webshops auseinanderzusetzen. Das System ist sehr flexibel, aber dadurch auch techniklastig. Vorkenntnisse in HTML, CSS, PHP oder Datenbankmanagement sind hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich, wenn man bereit ist, sich einzuarbeiten. Wer ein besonders individuelles Shopsystem erstellen will oder spezielle Anforderungen hat, die mit anderen Baukastensystemen schwer umzusetzen sind, findet in osCommerce eine geeignete Grundlage.
Nicht ideal ist osCommerce für Nutzer, die eine sofort einsatzbereite und einfach zu bedienende Lösung ohne technisches Grundverständnis suchen. In solchen Fällen sind Cloudbasierte Plattformen wie Shopify einfacher zu handhaben. Auch wer auf eine große Auswahl an modernen Templates oder in wenigen Minuten live gehen möchte, wird mit osCommerce mehr Zeit und Aufwand investieren müssen.
Stärken von osCommerce
Die größte Stärke von osCommerce liegt in seiner Offenheit und Erweiterbarkeit. Nutzer können nahezu jeden Aspekt des Shops anpassen, sei es das Design, die Funktionalität oder die Datenbankstruktur. Die Community hat über die Jahre hinweg viele Erweiterungen (Add-ons) entwickelt, die kostenlos erhältlich sind. So lassen sich beispielsweise neue Zahlungsmethoden, Versandoptionen oder Marketingfunktionen integrieren.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Kontrolle über den Code. Im Gegensatz zu SaaS-Lösungen hat man bei osCommerce vollen Zugriff auf den Quellcode, den Server und die Datenbank. Das erleichtert individuelle Anpassungen und garantiert, dass keine Abhängigkeiten zu externen Dienstleistern entstehen.
Zudem sind keine Lizenzgebühren zu zahlen, was osCommerce auch für Start-ups oder kleinere Projekte interessant macht. Die Software lässt sich auf nahezu jedem Webhosting-Paket mit PHP und MySQL installieren.
Schwächen von osCommerce
Zu den Nachteilen gehört zunächst die veraltete Benutzeroberfläche des Basis-Systems. Zwar gibt es neuere Versionen wie osCommerce v4, die moderner wirken, doch viele Shops basieren noch auf älteren Varianten wie 2.3.x. Wer ein modernes Design möchte, muss oft zusätzlichen Aufwand in die Anpassung investieren.
Auch die Dokumentation ist nicht immer vollständig oder aktuell. Neueinsteiger müssen sich grundlegendes Wissen häufig über Foren, Tutorials oder aus der Community aneignen. Es gibt keine zentrale Anlaufstelle mit umfassender Anleitung — das kann die Einstiegshürde erhöhen.
Hinzu kommt, dass osCommerce aus Sicherheitsgründen regelmäßig aktualisiert werden muss. Da es sich um eine Open-Source-Lösung handelt, ist der Betreiber selbst dafür verantwortlich, Sicherheitslücken zu schließen und die Software auf dem aktuellen Stand zu halten.
osCommerce Versionen
Es gibt verschiedene Versionen von osCommerce, die teilweise parallel genutzt werden. Die bekanntesten sind:
- osCommerce v2.3.x – weit verbreitet, aber technisch veraltet. Braucht umfangreiche Anpassungen für moderne Anforderungen.
- osCommerce Phoenix – eine von der Community gepflegte, modernisierte Abspaltung von v2.3.x mit besseren Sicherheitsstandards und modernerem Unterbau.
- osCommerce v4 – eine komplett überarbeitete neue Version, deren Entwicklung von einem externen Partner übernommen wurde. Setzt auf objektorientierte Programmierung, modernes Frontend und integriertes CMS.
Für neue Shops empfiehlt sich die Nutzung von osCommerce v4 oder Phoenix, da diese Varianten besser auf aktuelle Anforderungen eingehen und aktiv weiterentwickelt werden.
osCommerce Shop erstellen Schritt für Schritt
Der Einstieg in osCommerce erfordert mehrere Schritte. Im Folgenden wird erklärt, wie Sie einen Shop mit osCommerce aufsetzen – unabhängig davon, ob Sie sich für Phoenix oder v4 entscheiden.
Webserver vorbereiten
Sie benötigen ein Webhosting-Paket mit PHP (mindestens Version 7.4 oder höher), MySQL oder MariaDB Datenbank und FTP-Zugang. Beliebte Anbieter wie All-inkl, IONOS oder Mittwald bieten passende Pakete. Alternativ können Sie auf einem eigenen Server installieren, müssen sich dann aber selbst um Serverkonfiguration, Sicherheit und Wartung kümmern.
Folgende Voraussetzungen sollten erfüllt sein:
- PHP (idealerweise PHP 8+)
- MySQL oder MariaDB
- Apache oder NGINX Webserver
- HTTPS-Zertifikat (Let’s Encrypt oder kostenpflichtig)
Download von osCommerce
Die offizielle Website lautet https://www.oscommerce.com. Sie finden dort Links zum Download der aktuellen osCommerce-Versionen. Wer sich für osCommerce Phoenix entscheidet, findet das Projekt unter https://github.com/CE-PhoenixCE/Phoenix.
Laden Sie die gewünschte Version herunter und entpacken Sie die Dateien auf Ihrem lokalen Rechner.
Dateien hochladen
Verbinden Sie sich mit Ihrem Webspace per FTP (z. B. mit dem Tool FileZilla) und laden Sie alle entpackten Dateien in das gewünschte Verzeichnis auf dem Server (z. B. /htdocs/shop/). Stellen Sie sicher, dass alle Dateiberechtigungen korrekt gesetzt sind (z. B. 755 für Verzeichnisse, 644 für Dateiobjekte).
Datenbank erstellen
Loggen Sie sich in das Verwaltungsinterface Ihres Webhosters ein und legen Sie eine neue MySQL/MariaDB-Datenbank an. Notieren Sie sich Datenbankname, Benutzername, Passwort und Hostnamen – diese Informationen benötigen Sie während der Installation.
Webinstallation starten
Rufen Sie Ihre Shop-URL im Browser auf (z. B. https://www.meine-seite.de/shop/). Das Installationsskript startet automatisch. Folgen Sie den Anweisungen Schritt für Schritt. Sie werden u. a. nach den Datenbankinformationen, dem Shopnamen und den Zugangsdaten für das Admin-Panel gefragt.
Sobald die Webinstallation abgeschlossen ist, entfernen oder benennen Sie das Installationsverzeichnis um, um Sicherheitsrisiken zu vermeiden (z. B. /install/ in /install_alt/).
Adminbereich aufrufen
Nach erfolgreicher Installation erreichen Sie den Administrationsbereich über eine URL wie https://www.meine-seite.de/shop/admin/. Loggen Sie sich mit den zuvor gewählten Zugangsdaten ein. Im Backend verwalten Sie Einstellungen, Produkte, Kunden, Bestellungen und mehr.
Erste Einstellungen
Starten Sie mit den grundlegenden Konfigurationen wie:
- Firmendaten und Shop-Kontaktadresse eintragen
- Steuersätze definieren (z. B. 19 % für Deutschland)
- Zahlungsarten aktivieren (z. B. PayPal, Vorkasse, Rechnung)
- Versandzonen und Versandkosten anlegen
- Sprache, Währung und Zeitzone konfigurieren
Diese Einstellungen sind unter “Konfiguration”, “Länder”, “Steuern” usw. zu finden. Dokumentieren Sie Ihre Änderungen Zwischenschritte, um sie bei Problemen nachvollziehen zu können.
Produkte anlegen
Wechseln Sie in den Bereich “Katalog” oder “Produkte” im Adminbereich. Sie können Kategorien anlegen, neue Produkte erstellen, Preise, Bilder, Beschreibungen und Lagerbestände hinterlegen. Auch Sonderpreise, Attribute (Größe, Farbe) und Hersteller-Informationen lassen sich erfassen.
Achten Sie darauf, dass Produktbilder eine einheitliche Größe und Dateigröße aufweisen, um das Layout Ihres Shops konsistent zu halten und Ladezeiten zu reduzieren.
Design anpassen
Je nach gewählter Version gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Gestaltung. osCommerce Phoenix verwendet ein Bootstrap-basiertes System, das über Templates angepasst werden kann. osCommerce v4 bietet einen visuellen Template-Editor.
Für individuelle Designs müssen Sie sich mit den Grundlagen von HTML, CSS und der Verzeichnisstruktur von osCommerce vertraut machen. Dazu zählen besonders die Templates im /includes/-Verzeichnis sowie Stylesheets in /ext/ oder /public/.
Falls Sie ein eigenes Logo einfügen möchten, tauschen Sie die Standard-Grafikdateien im Theme-Ordner aus und passen Sie gegebenenfalls die CSS-Datei an.
Erweiterungen installieren
osCommerce kann durch sogenannte Add-ons erweitert werden. Diese finden Sie auf den jeweiligen Community-Seiten oder über GitHub. Beispiele für nützliche Erweiterungen sind:
- SEO-URLs
- Zahlung via Klarna oder Stripe
- Google Analytics Integration
- Erweitertes Kundenbewertungssystem
Add-ons werden in der Regel manuell installiert, indem Dateien auf den Server hochgeladen und Code-Snippets in bestehende Dateien eingefügt werden. Folgen Sie jeweils genau der Anleitung des Add-on-Entwicklers. Vor Änderungen sollten Sie immer ein vollständiges Backup erstellen.
Sicherheit und Wartung
Da osCommerce quelloffen ist, obliegt die Sicherheit des Shops dem Betreiber. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
- Regelmäßige Updates von osCommerce und Erweiterungen
- Sichere FTP- und Adminpasswörter
- SSL/TLS Verschlüsselung (HTTPS)
- Backup-Strategie mit täglichem oder wöchentlichem Datenbank- und Dateibackup
- Verzeichnis- und Dateiberechtigungen korrekt setzen
Nutzen Sie außerdem eine serverseitige Firewall oder einen Web Application Firewall (WAF) und prüfen Sie regelmäßig Ihre Logdateien auf ungewöhliche Aktivitäten.
Mehrsprachigkeit und Lokalisierung
osCommerce unterstützt die Anlegung mehrerer Sprachen. Standardmäßig werden Englisch und ggf. Deutsch mitgeliefert. Weitere Sprachpakete lassen sich nachträglich installieren. In vielen Fällen müssen Übersetzungen manuell angepasst werden, besonders bei Add-ons. Achten Sie darauf, SEO-relevante Seitentitel und Meta-Informationen ebenfalls sprachspezifisch zu pflegen.
Bestellungen verwalten
Im Adminbereich können Sie eingehende Bestellungen einsehen, verwalten und den Status ändern (z. B. von “offen” zu “versendet”). Per E-Mail wird der Kunde ggf. automatisch benachrichtigt. Rechnungen oder Lieferscheine lassen sich direkt generieren. Manche Versionen unterstützen auch das Erstellen von Gutschriften oder Teillieferungen.
osCommerce anpassen oder erweitern lassen
Falls Sie keine eigenen Kenntnisse in der Webentwicklung besitzen, ist es ratsam, einen erfahrenen Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Es gibt Agenturen und Freelancer, die sich auf osCommerce spezialisiert haben. Bei der Auswahl sollten Sie allerdings auf Referenzen, Erfahrung mit Ihrer Version (Phoenix oder v4) und transparente Preisgestaltung achten.
Rechtliche Anforderungen
Ein Online-Shop muss zahlreichen gesetzlichen Vorgaben entsprechen, insbesondere in Deutschland. Dazu zählen u.a.:
- Impressum und Datenschutzerklärung
- Widerrufsbelehrung
- Angabe der Mehrwertsteuer und Versandkosten
- Informationspflichten zu Zahlungsmethoden und Lieferbedingungen
- Technische Umsetzung der DSGVO (z. B. Cookie Consent)
Nutzen Sie ggf. einen externen Dienst oder Rechtsberater, um rechtliche Risiken zu minimieren.
Starkes Shopsystem mit aktiver Community
osCommerce ist ein mächtiges Shopsystem mit langer Geschichte und einer aktiven Community. Es eignet sich vor allem für Nutzer, die bereit sind, sich in die Technik einzuarbeiten und individuelle Anforderungen haben. Die Erstellung eines osCommerce Shops erfordert Zeit, Planung und technisches Grundverständnis, stellt jedoch eine flexible und kostengünstige Lösung dar. Wer Wert auf vollständige Kontrolle legt und eine nachhaltige Plattform mit Wachstumspotenzial sucht, kann mit osCommerce ein solides Fundament für seinen Onlineshop schaffen.