Was ist ein SSL-Zertifikat
Ein SSL-Zertifikat ist ein digitales Zertifikat, das die Identität einer Website bestätigt und die Kommunikation zwischen dem Webserver und dem Browser verschlüsselt. Die Abkürzung SSL steht für „Secure Sockets Layer“. Heute wird oft auch der Nachfolger TLS (Transport Layer Security) verwendet. Trotzdem spricht man der Einfachheit halber weiterhin von SSL-Zertifikaten.
Wenn eine Website ein aktives SSL-Zertifikat hat, wird in der Adresszeile des Browsers ein kleines Schloss-Symbol angezeigt. Außerdem beginnt die Webadresse mit „https://“ statt mit „http://“. Diese beiden Merkmale sind wichtige Hinweise darauf, dass die Verbindung zur Website gesichert ist.
SSL-Zertifikate sind vor allem im E-Commerce unverzichtbar, weil sie das Vertrauen der Nutzer stärken und sensible Daten schützen. Wer in einem Online-Shop einkauft, möchte sicher sein, dass persönliche Informationen wie Name, Adresse und Zahlungsdaten nicht von Dritten abgefangen werden können.
Warum HTTPS im E-Commerce wichtig ist
Im E-Commerce werden täglich tausende Transaktionen durchgeführt. Dabei werden vertrauliche Daten übertragen, darunter Kreditkartennummern, Passwörter und E-Mail-Adressen. Ohne ausreichenden Schutz könnten diese Informationen abgefangen oder manipuliert werden. Genau hier kommt HTTPS ins Spiel.
HTTPS (Hypertext Transfer Protocol Secure) ist die sichere Version des bekannten HTTP-Protokolls. Es nutzt SSL/TLS, um Daten während der Übertragung zwischen Browser und Server zu verschlüsseln. Das bedeutet: Selbst wenn jemand den Datenverkehr abfangen sollte, kann er die Inhalte nicht lesen, weil sie verschlüsselt sind.
Für Betreiber von Online-Shops bedeutet das: Ohne HTTPS ist es riskant, einen Shop zu betreiben. Kunden könnten das Vertrauen verlieren, insbesondere wenn ihr Browser eine Sicherheitswarnung anzeigt. Viele moderne Browser kennzeichnen ungesicherte Seiten inzwischen deutlich als „Nicht sicher“. Das kann potenzielle Käufer abschrecken und zu Kaufabbrüchen führen.
Darüber hinaus gibt es auch rechtliche Aspekte. In vielen Ländern, darunter Deutschland und andere EU-Staaten, gibt es Datenschutzgesetze wie die DSGVO, die einen angemessenen Schutz personenbezogener Daten verlangen. HTTPS ist ein wichtiges Mittel, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Wie funktioniert ein SSL-Zertifikat
Ein SSL-Zertifikat basiert auf einem sogenannten Public-Key-Verfahren. Dabei arbeiten zwei Schlüssel zusammen: ein öffentlicher Schlüssel und ein privater Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel wird im Zertifikat veröffentlicht und kann von jedem genutzt werden, um Daten zu verschlüsseln. Der private Schlüssel bleibt geheim und wird nur vom Server verwendet, um die verschlüsselten Daten wieder zu entschlüsseln.
Wenn ein Nutzer eine HTTPS-Website aufruft, beginnt eine sogenannte „Handshake“-Phase. In dieser Phase tauschen Browser und Server wichtige Informationen aus, um eine sichere Verbindung aufzubauen. Dabei wird unter anderem das SSL-Zertifikat des Servers überprüft. Der Browser prüft, ob das Zertifikat gültig ist und von einer vertrauenswürdigen Zertifizierungsstelle stammt. Ist alles in Ordnung, wird eine sichere Verbindung hergestellt und alle weiteren Daten werden verschlüsselt übertragen.
Ein gutes SSL-Zertifikat enthält Informationen wie den Domainnamen, den Namen des Inhabers, die Gültigkeitsdauer des Zertifikats und die ausstellende Zertifizierungsstelle (engl. Certificate Authority). Diese Informationen helfen dem Browser zu überprüfen, ob die Website echt ist und nicht etwa von einem Angreifer gefälscht wurde.
Arten von SSL-Zertifikaten
Es gibt verschiedene Arten von SSL-Zertifikaten, die sich in Umfang, Sicherheit und Preis unterscheiden. Die Wahl des richtigen Zertifikats hängt davon ab, wie viel Vertrauen man den Besuchern vermitteln will und welche Art von Website man betreibt.
Einfaches Domain-Validiertes Zertifikat (DV-Zertifikat):
Diese Art von Zertifikat prüft nur, ob der Antragsteller die Kontrolle über die Domain hat. Die Überprüfung erfolgt meist automatisch per E-Mail oder DNS-Eintrag. DV-Zertifikate sind kostengünstig und schnell ausgestellt. Für einfache Blogs oder private Websites reicht dies oft aus, für Online-Shops jedoch nicht ideal.
Organisationsvalidiertes Zertifikat (OV-Zertifikat):
Hier wird zusätzlich zur Domain auch die Identität der Organisation geprüft. Die ausstellende Stelle verlangt in der Regel Firmenunterlagen oder Handelsregisterauszüge. Besucher können so sicher sein, dass hinter der Website ein echtes Unternehmen steht. Für E-Commerce ist diese Variante besser geeignet als ein einfaches DV-Zertifikat.
Erweitertes Validierungszertifikat (EV-Zertifikat):
Hier erfolgt die strengste Prüfung. Die Organisation wird umfassend kontrolliert. Früher wurde bei EV-Zertifikaten in Browsern der Firmenname in der Adressleiste angezeigt. Das hat sich verändert, aber EV-Zertifikate gelten weiterhin als besonders vertrauenswürdig. Große Online-Shops, Banken oder Versicherungen setzen häufig auf diese Variante.
Wildcard-Zertifikate und Multi-Domain-Zertifikate:
Wildcard-Zertifikate sichern neben der Hauptdomain auch alle Subdomains ab (z. B. shop.beispiel.de, www.beispiel.de). Multi-Domain-Zertifikate ermöglichen die Absicherung mehrerer verschiedener Domains mit einem einzigen Zertifikat. Diese Varianten sind praktisch, wenn man mehrere Shops oder Services betreibt.
SSL und Suchmaschinenoptimierung
Ein weiterer wichtiger Punkt: HTTPS hat Einfluss auf die Sichtbarkeit in Suchmaschinen. Google hat schon vor Jahren angekündigt, dass gesicherte Websites bevorzugt behandelt werden. Das heißt: Eine HTTPS-Website hat im Vergleich zu einer HTTP-Website bessere Chancen, weiter oben in den Suchergebnissen zu erscheinen.
Für Betreiber von Online-Shops ist das relevant. Bessere Platzierungen in Suchmaschinen führen zu mehr Besuchern. Mehr Besucher können wiederum zu mehr Verkäufen führen. Ein SSL-Zertifikat ist also nicht nur aus Sicherheitsgründen sinnvoll, sondern kann auch wirtschaftliche Vorteile bringen.
Darüber hinaus ist die Ladezeit ein Ranking-Faktor. HTTPS-Verbindungen können durch moderne Technologien wie HTTP/2 sogar schneller sein als herkömmliche HTTP-Verbindungen. Das verbessert die Nutzererfahrung und wirkt sich positiv auf die Position in Suchmaschinen aus.
Wie man ein SSL-Zertifikat bekommt
SSL-Zertifikate werden von sogenannten Zertifizierungsstellen ausgestellt. Diese Organisationen überprüfen die Identität des Antragstellers und stellen dann das Zertifikat aus. Beispiele für solche Stellen sind DigiCert, Sectigo oder Let’s Encrypt.
Viele Hosting-Provider bieten heute SSL-Zertifikate direkt als Teil ihres Angebots an. Einige bieten kostenlose DV-Zertifikate über Let’s Encrypt an. Bei kostenpflichtigen Zertifikaten übernimmt der Anbieter oft auch die Antragstellung und technische Einrichtung. Das spart Zeit und reduziert die Fehleranfälligkeit.
Der genaue Ablauf hängt vom Typ des Zertifikats ab. Bei einem einfachen DV-Zertifikat genügt meist eine Bestätigung per E-Mail. Bei OV- oder EV-Zertifikaten muss man zusätzliche Nachweise einreichen. Die Ausstellung kann dann ein paar Tage dauern.
Nach dem Erhalt des Zertifikats muss dieses auf dem Webserver installiert werden. Viele Hosting-Anbieter ermöglichen dies mit wenigen Klicks. Bei selbst verwalteten Servern ist technisches Wissen erforderlich, um das SSL-Zertifikat korrekt zu konfigurieren.
Was passiert bei abgelaufenen Zertifikaten
Jedes SSL-Zertifikat hat eine begrenzte Gültigkeitsdauer. Diese liegt in der Regel bei 12 Monaten. Nach Ablauf muss das Zertifikat erneuert werden. Wird das vergessen, zeigt der Browser eine Warnung an, dass die Verbindung nicht sicher ist. Nutzer können dadurch abgeschreckt werden und die Website verlassen.
Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig an die Verlängerung zu denken. Einige Anbieter übernehmen die automatische Verlängerung. Bei Let’s Encrypt erfolgt dies meist automatisch über Skripte. Wer das manuell erledigt, sollte sich einen Kalendertermin setzen, um nichts zu übersehen.
Ein abgelaufenes Zertifikat schadet nicht nur dem Vertrauen der Nutzer, sondern kann auch Suchmaschinen-Rankings negativ beeinflussen. Außerdem kann die Website in bestimmten Browsern gar nicht mehr aufgerufen werden, wenn das Zertifikat als unsicher eingestuft wird.
Häufige Fehler und Sicherheitslücken
Obwohl SSL-Zertifikate ein hohes Maß an Sicherheit bieten, können Fehler bei der Implementierung die Wirkung stark einschränken. Ein häufiger Fehler ist die sogenannte „gemischte Inhalte“-Warnung. Diese tritt auf, wenn eine eigentlich gesicherte Seite (HTTPS) Inhalte über eine unsichere Verbindung (HTTP) lädt – zum Beispiel Bilder oder Skripte. Das kann zu Warnhinweisen im Browser führen.
Ein weiteres Problem ist ein falsch konfiguriertes Zertifikat. Wenn der Server das Zertifikat nicht korrekt bereitstellt oder Zwischenzertifikate fehlen, kann der Browser die Verbindung ablehnen. Auch die Verwendung veralteter Verschlüsselungsverfahren kann zu Sicherheitslücken führen.
Regelmäßige Überprüfung der Konfiguration ist daher ratsam. Es gibt Online-Tools, mit denen man testen kann, ob die HTTPS-Verbindung korrekt eingerichtet ist. Zudem sollte man darauf achten, dass alte HTTP-URLs automatisch auf HTTPS umgeleitet werden. So vermeidet man, dass Nutzer versehentlich ungesicherte Seiten besuchen.
SSL im Zusammenspiel mit anderen Sicherheitsmaßnahmen
Ein SSL-Zertifikat ist ein wichtiger Baustein der Website-Sicherheit, ersetzt aber nicht andere Schutzmaßnahmen. Es verschlüsselt die Verbindung, verhindert aber nicht automatisch Angriffe wie Phishing oder Malware-Infektionen.
Daher sollten Online-Shops zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen treffen. Dazu gehören regelmäßige Software-Updates, sichere Passwörter, Firewalls und ein zuverlässiger Virenschutz. Auch der Schutz des Admin-Bereichs der Website ist entscheidend, zum Beispiel durch Zwei-Faktor-Authentifizierung oder IP-Filter.
SSL hilft, Daten während der Übertragung zu schützen. Sobald die Daten auf dem Server gespeichert sind, müssen andere Maßnahmen greifen, etwa die Verschlüsselung von Datenbanken oder der Schutz von Backups.
Fazit zu SSL-Zertifikaten und HTTPS
SSL-Zertifikate und HTTPS sind heute unverzichtbar für jede seriöse Website, insbesondere für Online-Shops. Sie sorgen für Sicherheit, stärken das Vertrauen und sind ein wichtiges Kriterium für gute Platzierungen in Suchmaschinen. Die Installation eines SSL-Zertifikats sollte daher nicht als Kür, sondern als Pflicht betrachtet werden.
Die Auswahl des passenden Zertifikats hängt von den individuellen Anforderungen ab. Wichtig ist, dass das Zertifikat regelmäßig erneuert und korrekt eingerichtet wird. Betreiber sollten sich außerdem bewusst machen, dass SSL nur ein Teil der gesamten Sicherheitsstrategie ist.
Wer einen E-Commerce-Shop betreibt, kommt an HTTPS nicht vorbei. Die Investition in eine sichere Verbindung ist eine Investition in das Vertrauen der Kunden und in die Zukunft des eigenen Online-Geschäfts.