Was ist Remarketing und Retargeting

Remarketing und Retargeting sind Begriffe aus dem Online-Marketing. Sie beschreiben Maßnahmen, mit denen Unternehmen Nutzer erneut ansprechen, die bereits mit ihrer Website oder ihrem Online-Shop in Kontakt waren. Ziel ist es, diese Nutzer zurückzuholen und sie zu einer gewünschten Handlung zu bewegen – zum Beispiel zu einem Kauf, einer Anmeldung oder einer anderen Conversion.

Beide Begriffe werden im Alltag oft synonym verwendet. Es gibt aber kleine Unterschiede, vor allem in der technischen Umsetzung und im Kanal. Im Kern geht es jedoch immer darum, potenzielle Kunden nicht zu verlieren, sondern sie gezielt wieder anzusprechen.

Der Grundgedanke hinter Remarketing und Retargeting

Viele Nutzer besuchen eine Website, schauen sich Produkte an und verlassen sie wieder, ohne etwas zu kaufen. Das ist ganz normal. Nur ein kleiner Teil der Besucher tätigt beim ersten Besuch einen Kauf. Die meisten schauen sich um, vergleichen Angebote oder überlegen noch. Manchmal werden sie abgelenkt oder brechen den Kaufprozess aus anderen Gründen ab.

Remarketing setzt genau an diesem Punkt an. Es geht darum, diese Nutzer erneut zu erreichen – mit relevanten Informationen, individuellen Angeboten oder Erinnerungen. Den Unternehmen bietet das eine zweite Chance, den Interessenten von ihrem Angebot zu überzeugen.

Technisch funktioniert das meist über Cookies oder andere Tracking-Technologien, die das Verhalten der Nutzer auf der Website speichern. So können passende Inhalte später an der richtigen Stelle ausgespielt werden, etwa in Form von Werbebannern oder E-Mails.

Unterschied zwischen Remarketing und Retargeting

Obwohl die Begriffe ähnlich verwendet werden, gibt es einen kleinen Unterschied in der Praxis:

Remarketing wird häufig verwendet, wenn es um die erneute Ansprache per E-Mail geht. Zum Beispiel, wenn jemand Produkte in den Warenkorb gelegt, aber den Kauf nicht abgeschlossen hat. Dann kann ein automatisierter E-Mail-Reminder verschickt werden.

Retargeting meint meist die gezielte Ausspielung von Werbung über Werbenetzwerke. Zum Beispiel Bannerwerbung auf anderen Websites oder in sozialen Medien. Ein Nutzer, der sich ein Produkt angesehen hat, sieht später beim Surfen gezielt Werbung für genau dieses Produkt.

Beide Methoden verfolgen das gleiche Ziel: Nutzer zurück auf die Website zu bringen und sie zum Kauf zu bewegen. Der Unterschied liegt eher im Kanal und in der technischen Umsetzung.

Wie funktioniert Retargeting technisch

Retargeting basiert in der Regel auf Tracking-Technologie. Beim Besuch einer Website wird ein kleiner Code auf dem Gerät des Nutzers gespeichert – meist ein Cookie im Browser. Dieser speichert Informationen wie die besuchten Produktseiten, die Verweildauer oder den Warenkorbinhalt.

Über diesen Cookie erkennt ein Werbenetzwerk den Nutzer wieder, wenn er später andere Seiten besucht, die Teil des Netzwerks sind. Dann kann passende Werbung eingeblendet werden, zum Beispiel ein Banner mit dem zuvor angesehenen Produkt.

Immer häufiger wird statt Cookies auch sogenannte Cookie-freie Identifikation genutzt – etwa durch geräteübergreifendes Tracking oder durch Login-Daten. Das wird vor allem wichtig, da viele Browser den Einsatz von Cookies einschränken oder blockieren.

Beispiele für erfolgreiches Retargeting

Ein klassisches Beispiel ist ein Nutzer, der in einem Online-Shop ein Paar Schuhe betrachtet, aber den Kauf nicht abschließt. Beim nächsten Besuch einer Nachrichtenseite sieht er ein Banner mit genau diesem Paar Schuhe. Vielleicht mit einem Rabatt oder dem Hinweis, dass nur noch wenige verfügbar sind. Das kann ihn dazu bewegen, den Kauf doch noch abzuschließen.

Ein anderes Beispiel ist ein Nutzer, der ein Hotel auf einer Buchungsplattform anschaut. Später sieht er Werbung für dieses Hotel auf anderen Websites oder in sozialen Netzwerken – teils auch mit Bewertungen oder Zusatzinformationen. Das erhöht die Chance, dass er zur Plattform zurückkehrt und bucht.

Arten von Retargeting

Es gibt verschiedene Formen des Retargetings, je nach Ziel und technischer Umsetzung:

  • Site-Retargeting: Nutzer werden erneut angesprochen, nachdem sie eine bestimmte Seite oder ein Produkt besucht haben. Hierbei wird ihr Verhalten auf der Seite analysiert, um passende Anzeigen zu schalten.

  • Search-Retargeting: Die Nutzer haben bestimmte Begriffe in Suchmaschinen eingegeben, aber die Seite nicht besucht. Trotzdem können sie anhand ihrer Suchbegriffe mit relevanter Werbung angesprochen werden.

  • Social-Media-Retargeting: Nutzer, die mit einem Beitrag oder einer Anzeige in sozialen Medien interagiert haben, können erneut durch gezielte Posts oder Anzeigen angesprochen werden.

  • Dynamic Retargeting: Hier werden personalisierte Anzeigen erstellt, die genau die Produkte oder Produktkategorien zeigen, die sich ein Nutzer zuvor angesehen hat. Dies ist besonders im E-Commerce weit verbreitet.

Vorteile von Remarketing und Retargeting

Der größte Vorteil liegt in der Zielgerichtetheit. Die Nutzer haben bereits Interesse gezeigt. Sie müssen nicht erst überzeugt werden, dass ein Produkt grundsätzlich für sie relevant ist. Das spart Zeit und Werbebudget.

Außerdem sorgen Remarketing-Maßnahmen für eine bessere Conversion-Rate. Es ist wahrscheinlicher, dass ein schon interessierter Nutzer kauft, als jemand, der zum ersten Mal von einem Produkt hört.

Ein weiterer Vorteil: Durch kontinuierliche Präsenz bleibt die Marke im Gedächtnis. Auch wenn der Nutzer nicht sofort kauft, denkt er später eventuell an das Produkt zurück.

Und schließlich lassen sich Remarketing-Kampagnen relativ gut messen und optimieren. Unternehmen sehen genau, wie viele Nutzer zurückkamen und wie viele davon eine Conversion durchgeführt haben.

Mögliche Nachteile und Herausforderungen

So effektiv Remarketing sein kann, es gibt auch Herausforderungen. Eine davon ist der Datenschutz. Durch neue Regelungen wie die DSGVO in Europa müssen Nutzer der Datenerfassung zustimmen. Die Einwilligung in Cookies oder Tracking ist also eine Voraussetzung für Retargeting.

Ein weiteres Risiko ist die sogenannte Werbemüdigkeit. Wenn Nutzer zu oft die gleiche Anzeige sehen, reagieren sie genervt oder ignorieren sie. Zu häufiges Retargeting kann sogar das Gegenteil bewirken – nämlich Ablehnung statt Interesse.

Auch technische Aspekte spielen eine Rolle. Nicht jeder Browser erlaubt Cookies. Manche Nutzer löschen ihre Cookies regelmäßig oder nutzen Software, um personalisierte Werbung zu blockieren. In solchen Fällen wirkt Retargeting nicht.

Deshalb ist es wichtig, Kampagnen gut zu steuern. Es sollten Frequenzgrenzen gesetzt werden, also wie oft ein Nutzer eine Anzeige sieht. Und auch ein zeitliches Limit hilft, um nicht ewig hinter einem Nutzer „herzuwerben“.

Wie man eine Remarketing-Kampagne aufsetzt

Der erste Schritt ist die Einrichtung des Tracking-Codes auf der Website. Das kann über Google Ads, Facebook Pixel oder andere Anbieter geschehen. Der Code sammelt Informationen über das Nutzerverhalten – natürlich nur mit Zustimmung der Nutzer.

Danach werden Zielgruppen definiert. Zum Beispiel: alle Nutzer, die ein bestimmtes Produkt angeschaut, aber nicht gekauft haben. Oder alle Besucher des Warenkorbs ohne Bestellung. Diese Gruppen können sehr spezifisch gestaltet werden.

Im nächsten Schritt wird der Anzeigeninhalt festgelegt. Je relevanter und personalisierter die Anzeige, desto besser. Ein Nutzer, der Interesse an Fahrradzubehör gezeigt hat, sollte keine Werbung für Küchenartikel sehen.

Schließlich wird das Budget und die Laufzeit bestimmt. Auch die Plattformen werden ausgewählt – etwa Google Display-Netzwerk, Facebook oder Instagram.

Während die Kampagne läuft, ist es wichtig, regelmäßig die Ergebnisse zu prüfen. Welche Anzeigen funktionieren gut? Wer klickt, aber kauft nicht? Wo kann optimiert werden? So wird die Kampagne Stück für Stück verbessert.

Datenschutz und rechtliche Vorgaben

In Europa spielt die Datenschutz-Grundverordnung eine zentrale Rolle. Nutzer müssen der Verarbeitung ihrer Daten ausdrücklich zustimmen. Das betrifft auch Cookies und Tracking-Technologien.

Deshalb müssen Websites heute Cookie-Banner anzeigen, die echte Wahlmöglichkeiten bieten. Nutzer können zustimmen, ablehnen oder detaillierte Einstellungen vornehmen. Nur wenn sie zustimmen, darf Retargeting erfolgen.

Darüber hinaus muss klar kommuniziert werden, welche Daten gesammelt werden und wofür. Eine transparente Datenschutzerklärung ist Pflicht.

Auch beim E-Mail-Remarketing gelten Regeln. Eine E-Mail darf nur verschickt werden, wenn eine gültige Einwilligung vorliegt oder ein berechtigtes Interesse besteht – etwa nach einem begonnenen, aber abgebrochenen Kauf.

Zukunft von Remarketing und neue Entwicklungen

Remarketing wird sich weiterentwickeln. Die technischen Möglichkeiten wachsen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Datenschutz und Nutzerfreundlichkeit.

Viele Browser schränken Cookies zunehmend ein. Deshalb suchen Unternehmen nach Alternativen. Dazu zählen kontextbezogene Werbung, die auf dem Inhalt einer Seite basiert, oder datenschutzfreundliche Tracking-Methoden ohne Cookies.

Auch künstliche Intelligenz spielt eine wachsende Rolle. Sie kann helfen, Nutzerverhalten besser zu analysieren und passende Anzeigen zur richtigen Zeit auszuspielen. So wird Remarketing noch gezielter und effizienter.

Ein weiterer Trend ist Cross-Device-Tracking. Nutzer wechseln oft zwischen Smartphone, Tablet und Computer. Neue Technologien helfen, sie geräteübergreifend zu erkennen – natürlich unter Wahrung des Datenschutzes.

Zusammenfassung

Remarketing und Retargeting bieten Unternehmen die Möglichkeit, Nutzer nach dem ersten Website-Besuch erneut anzusprechen. Ziel ist es, das ursprüngliche Interesse in eine konkrete Handlung zu verwandeln – etwa einen Kauf.

Technisch funktioniert das meist über Cookies, Pixel oder andere Tracking-Methoden. Es gibt viele Varianten, von E-Mail-Erinnerungen bis zu personalisierter Bannerwerbung in sozialen Medien oder auf anderen Websites.

Die Vorteile liegen in der hohen Zielgenauigkeit und der besseren Conversion-Rate. Dennoch müssen rechtliche Vorgaben beachtet und eine Überbeanspruchung vermieden werden. Mit der richtigen Strategie ist Remarketing ein wirkungsvolles Instrument im Online-Handel.